Franz Gass
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K u n s t m a l e r      F r a n z   G a s s

Die heutige Ausstellung spannt einen Bogen über das Lebenswerk dreier Künstler, deren Leben und Schaffen eng mit der Stadt Ludwigsburg, ihren Menschen und dem Kreis, in desen Mitte sie liegt, verknüpft ist. Keiner von ihnen ist hier geboren. Alle drei fanden in der Unrast und den Wirren nach Kriegsende hier eine neue Heimat. Franz Gass, Axel Mondry und Hans Teitge gehören einer Generation von Künstlern an, die der bekannte Kunsthistoriker Rainer Zimmermann als die “verschollene Generation” bezeichnet,

Es ist die Generation derer, die zwischen den Weltkriegen aufwuchsen, die schon auf Grund der Zeitumstände, besonders ihres Kriegsdienstet im 2. Weltkrieg benachteiligt war.

Zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt, als das kulturelle Leben und die deutsche Kunstszene am Boden lagen, wandten sich unsere drei Künstler der Malerei zu.

Die Akademien waren zerstört und es fehlte an allem.

Auch brachten die jungen Kunststudenten kaum eine Vorstellung mit, wie die Kunst vor 1933 ausgesehen hatte, denn aus den Museen war die avangardistische Kunst, die als Anschauungsmaterial hätte dienen können, entfernt und bestenfalls verkauft oder aber vernichtet worden.

Expressionismus, Kubismus, Futurismus und selbst die Malerei der Neuen Sachlichkeit hatten den Stempel “Entartet” erhalten.

Auch war aus den Bibliotheken und Lehranstalten die Literatur über die neuen Kunstströmungen des 20sten Jahrhunderts verbannt worden, sodass es allein in der Hand der wenigen Älterne, jetzt Lehrenden lag, die Vielfältigkeit der künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten den kunstinteressierten Studenten nahezubringen.

Heute der Faschismus die in Form und Farbe relae Malerei zum allein gültigen Kunstideal erhoben und damit den Künstlern jene subjektive Sicht verboten, die dem Kunstwerk erst Leben verleiht, so war für die neue Künstlergeneration nur der Weg zur individuell geprägten Audrucksform frei.

Das schönste Band, das unsere drei Künstler miteinander verbindet, ist gerade diese subjektive Sicht der Dinge. Der stets aufrechterhaltene Bezug zum Objekt und der freie Einsatz der Farbe, sind als die grundlegende Merkmale ihrer Malerei zu nennen.

In der modernen Kunstgeschichte werden diese Ausdrucksmittel unter dem Begrifrf - Expressiver Realismus - subsummiert.

Die Errungenschaften der Expressionisten am Anfanf unseres Jahrhunderts, nämlich durch freie Form- und Farbgebung das Innere der Dinge sichtbar werden zu lassen, wurden von Franz Gass, Axel Mondry und Hans Teitge aufgenommen und durch eine stärkere Betonung der Realität in ein anderes, ganz persönliches Spannungsverhältnis gebracht.

Mit der Orientierung an der gengständlichen Malerie setzen sie sich aber nach dem Krieg, in Widerspruch zur neuen, dominanten Avantgarde die liß in der Auseinandersetzung mit der jüngsten Vergangenheit, ausschließlich die Abstraktion gelten.

Vor allem Künstler des deutschen Südwestens, die Inhalte ohne Formverschlüsserlung wiedergeben wollten, hatten es schwer, Anerkennung zu finden.

Denn gerade Stuttgart entwickelte sich in der Nachkriegszeit unter dem Einfluß von Willi Baumeiser zu einer Hochburg der abstrakten Malerei.

Mit dem Aufkommen der Neuen Figuration, der Pop-Art in den 60iger Jahren wurde es dann aber deutlich, dass die beim gegenständlichen Bild beginnt, über verschiedene Formen von Abstraktion führt und bei der genstandslosen Hieroglyphe endet.

Seit dem bestimmt offizieller Stilpluralismus die Kunstlandschaft, sa daß auch die gegenständliche Malerei mit expressiven Stilzitaten Anerkennung erfährt.

Nach diesem kleinen Exkurs in die Zeit- und Kunstgeschichte möchte ich nun aber konkreter auf die einzelnen Malerpersönlichkeiten eingehen.

Alle drei Künstler haben eines gemein; sie wurden sich ihrer künstlerischen Bestimmung schon im Jünglingsalter bewußt. Und dennoch ergriffen alle drei erst einmal einen bürgerlichen Beruf.

Hans Teitge wurde Konstrukteur und Technischer Zeichner, Axel Mondry machte eine Lehre als Chemigraph und Musterzeichner und Franz Gass legte seiner schöpferischen Arbeit eine solide Ausbildung im Malerhandwerk zugrunde.

Bleiben wir gleich bei Franz Gass, der um fast zwei Jahrzehnte älter wurde, als seine beiden Künstlerkollegen.

Der 1905 in Staufen im Breisgau geborenen Künstler brachte es in seiner Jugend in der Disziplin Boxen zum Badischen Meister und nahm später viele Jahre aktiv an Tanzturnieren teil. Ich möchte dies nicht unerwähnt lassen, weil es zeigt, welch schillernde Persönlichkeit und vielseitig talentierter Mensch er war.

Franz Gass studierte ab 1941 in München bei Max Unhold Malerei.

Unhold, der sich auch im Nationalsozialismus formal und inhaltlich seine Selbstständigkeit bewahrte, lehrte flächige Modellierung und raumschaffende Koloristik, die große Nähe zur Neuen Sachlichkeit aufwies.

In der scharfen Betonung der Umrisse und der gedämpften, pelzigen Flächenbehandlung bringt Franz Gass, in seinem Gemälde “Isar-Tor” aus dem Jahr 1944 das Gelernte zur Anwendung.Es ist leider nur als Reproduktion in der Ausstellung zu sehen.

In der Folgezeit entstehen eine Reihe von kleinformatigen Ölbildern, die einsame Landschaften in ein unwirkliches , grün-braunes Licht getaucht zeigen. Dieser tonale Grundton ist typisch für die Tradition der Münchener Schule in der Nachfolge von Wilhelm Leibl Er bestimmt so auch die Atmosphäre einer stimmungsvollen, lyrischen Seelandschaft, die Franz Gass in transparenter Aquarelltechnik ausführt.

Unter dem Einfluß seines späteren Stuttgarter Lehrers Helmut Mühle lassen seine Arbeiten in den 50iger und 60iger Jahren ein Weicher werden der Konturen erkennen. Form und Farbe halten sich eng an das Gesehene und werden mit bewegten, kräftigen Pinselstrichen auf der Leinwand fixiert.

Seine Motive findet Franz Gass in seiner Umgebung und auf Reisen. Die Landschaft wird seine bevorzugte Gattung. Immer wieder fesseln ihn die mächtigen Bergmassive der Schweizer Alpen und des Berchtesgardner Lands, die für jeden gegständlichen Maler eine Herausforderung darstellen.

Auch den Norden hält er in vilen Bildern fest. In einer Serie von Aquarellen aus den 70iger Jahren, die den Hamburger Hafen zeigen, löst er sich fortschreitend von den realen Vorgaben. Die Formen werden summarischer, das Kolorit freier und intensiver.

Die Abbildung des Hafens zu verschiedenen Tageszeiten ist ein Spiel mit der Farbe. Im gleisenden Licht des Tages erscheinen die Kirchtürme dem Künstler Grün und Lila, die Schiffe Blau und der Himmel zeigt rote, grüne und gelbe Partien. Die Abendstimmung im Hafen bestimmt dann ein dämmerndes Braun der Gegnstände und ein Gelb-Rosa des Himmels.

Sein Interesse an den Farben unter dem Einfluß des Lichts führt ihn immer wieder zum systematischen Malen der gleichen Landschaft zu verschiedenen Jahreszeiten.

Zwei Arbeiten von 1981, die das Enztal im Sommer und im Winter darstellen, belegen in großzügiger, flotter Aquarelltechnik seine Studien.

Insgesamt finden sich viele Winterbilder in seinem Oeuvre. Eigentlich ist es ein undankbares Motiv für einen Maler, der mit der Farbe umgehen will. Aber Franz Gass zeigt sich hier als ein Meister der Winterlandschaft. In subtilen Farbnuancierungen gibt er die verschneiten Baumwipfel und Häusergiebel in Grau- und Blautönen wieder und vermittelt so dem Betrachter etwas von der Kälte und der Gedämpftheit und Ruhe einer Winterlandschaft.

Franz Gass hatte stets wache Augen für seine Umgebung. Mit dem Malkasten zog er oft auf den Ludwigsburger Marktplatz und hielt mit wenigen, gekonnten Pinselstrichen das sich ihm darbietende, bunte Treiben fest.

Dennoch blieb der Mensch in seinen Bildern immer nur Beiwerk, nur Staffage. Er diente zu Belebung eines Marktfleckens oder einer Straße. Was Franz Gass interessierte, war die Atmosphäre, die durch die Existenz des Menschen entsteht, nicht das Individuum selbst. Darum stellt er den Menschen auch stets gesichtslos, ohne eigenen Identität dar. Er zeigt menschliche Gestalten nur dort, wo sie uns unausweichlich begegnen - in der Urbanität der Städte, jedoch nie in der freien Landschft. Dort wären sie Eindringlinge in seine Idylle.

Neben seinen schweren Landschaften schuf Franz Gass noch eine Reihe von Blumenstilleben, bei denen er in der Spätzeit nach neuen, bildnerischen Lösungen suchte. Die einzelne Blüte zerlegte er in ihre Farbwerte und zauberte damit Gebilde von duftiger Zartheit.

In den beiden letzten Jahren vor seinem Tod malte Franz Gass, wie sein großer Malerkollege Jawlensky nicht mehr an der Staffelei, sondern nur noch am Tisch sitzend kleinformatige Aquarelle. Sein Interesse galt zu dieser Zeit fast ausschließlich der farbigen Auflösung der Form. Er nannte es “Spiel mit den Farben” und machte damit den letzten konsequenten Schritt, der sein OEuvre abrundete.

......

Erlauben Sie mir noch ein Wort zum Schluß:

Die Werke von Hans Teitge, Axel Mondry und Franz Gass werden wohl nicht die Berühmtheit erlangen, daß wir sie in den großen staatlichen Museen betrachten können. Sie sind gleichwohl bedeutsam und bildend für uns, die Kunst- und Kulturinteressierten Bürger im Kreis.

Der Landkreis präsentiert mit dieser Ausstellung eindrucksvoll seine eigene Kultur und schafft damit wieder Kultur.

Dies verdient der Anerkennung.

geschrieben von Frau Monika Gohlisch - Gaßner