Franz Gass
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K u n s t m a l e r      F r a n z   G a s s

Sehen wir ihn uns einmal an, den Franz Gass:

Still, bescheiden steht er da, nie ist etwas Auffälliges an ihm. Lediglich hin und wieder eine dunkle Kappe, die er sich auf den Kopf gedrückt hat. Aber seine Augen! Dunkel und lebhaft. Flink huschen sie hin und her, wollen alles erhaschen, verraten ein bischen Naseweisheit - im guten Sinn -, ein Offen-sein für das, was ihnen begegnet. Oft blitzt der Schalk darin auf, denn er schmunzelt gern, der Franz Gass. Und er kann sich freuen wie ein Kind. Das verrät uns die lebhafte Mimik seines Gesichtes und die Gestik der Hände, wenn er zu erzählen beginnt von seinen Bildern und den Erlebnissen, die sich damit verknüpfen.

Verschmitzt erwähnt er, dass er aus der Faust-Stadt Staufen inm Breisgau stamme, ein Alemanne also. Und in der Tat, es scheint ein Merkmal des fortigen Stammes, bei aller Heiterkeit doch ganz tief drinnen grüblerisch, nachdenklich bis hin zum Philosophischen zu sein, eine große Heimatverbundenheit zu besitzen und gleichzeitig wiederum gerne in die Fremde zu reisen.

Das alles macht nun einen Menschen aus, der - kaum zu glauben - im Mai dieses Jahres 80 Jahre alt - oder muß man nicht eigentlich sagen: jung? - geworden ist.

Aus diesem Grunde freue ich mich ganz besonders, daß ich heute auch im Namen des Kunstvereins zu seiner Ausstellung sprechen darf.  Aber auch von einer ganz persönlichen Warte aus, kennen wir beide uns doch aus den gemeinsamen Studienjahren nach dem Kriege, als wir in Stuttgart anfingen. Unser “numerus clausus” war damals eine halbjährige Aufbauarbeit, die als Berechtigung zu Aufnahme diente und als “Eintrittsgeld” hatten wir jeden Tag einige Holzscheite im Wintersemester mitzubrigen. Aber es war eine schöne Zeit, vollgefüllt mit Tatendrang und dem Bemühen, all das Neue, das auf uns einströmte, aufzusaugen, mit ihm fertig zu werden und es zu verarbeiten.

Vorher war er noch in München gewesen bei Max Unhold, wo er bei einem Fliegerangriff sein Atelier verlor und selbst verschüttet wurde.

Was aber sagen uns nun seine Bilder, was lesen wir aus ihnen? Sind sie Reminisoenzen eines im geistigen Sinne alten Mannes, der resigniert hat oder höchstens noch in agressiver Weise und anklagend um sich haut, mit dem Rücken an der Wand stehend? Oder sind sie Beispiele eines Werkes, das alle Moden und Stilrichtungen mitmacht bis hin zur törichten Eintagsfliege.

Nichts von alledem. Franz Gass ist sich, seinem Wesen und seinem Werk treu gebliegben. Still und bescheiden geht er heute noch seinen Weg wie damals, als wir gemeinsam im Freien malten, sucht er ehrlich bemüht nach der Möglichkeit, in der ihn gemäßen Art zu arbeiten. ohne fremden Göttern zu opfern.

Ist das Resultat gelungen, ist er mit dem Ergebnis zufrieden, kann er sich freuen wie ein Kind. Er muß sich unbedingt mitteilen und das steckt dann irgendwie an.

Aber er macht es sich dabei nicht leicht. Man sieht es an seinen Ölbildern und Aquarellen nicht an, das sie in mühevoller Arbeit entstanden sind. Draußen in der Natur - vor Ort also - fertigt er meist nur Skizzen an, höchstens einige Farbtupfer, die die atmosphärische Stimmung - sein Hauptanliegen - wiedergeben. Erst Zuhause werden die Eindrücke zu Bildern, so wie wir sie heute sehen, oft in mancher Nachtstunde, wenn der Tag mit seinen Pflichten zuwenig Zeit dazu gelassen hat. Die Verdichtung des Eindrucks, der Erinnerung ist also eine Komponente, die auch das Weglassen unnötiger Detaile mit einschließt. Ein Anderes bedeutet das Suchen nach der bestmöglichsten kompositerischen Form, das Wieder-verwerfen und das Neu-beginnen, bis das Ganze dann endlich seiner Vorstellung entspricht.

Und dennoch bringt Franz Gass es fertig, seinen Bildern etwas von dem Spontanen zu belassen, das er erlebt hat. Vor allem liebt er die Landschaft in ihrem vielseitigen Wechsel der Jahreszeiten, wenn er etwa ein Flußtal im Sommer und dann auch im Winter malt. Gut gelungen scheint mir dabei die Farbigkeit, die Wärme und Reife vermittelt im Gegensatz zu jener mehr sensibel verhaltenen, die den Reiz einer Winterlandschaft ausmachen. Überhaupt, seine Winterbilder überzeugen und machen wiederum einmal deutlich, dass diese Sujetstet eigentlich etwas für Kenner war. Hier kann sich Malerei im guten Sinne zeigen, wo es darum geht, Nuancen aufleuchten zu lassen zu einer Stimmung, die beileibe nicht trostlos und leer sein muß, sondern ganz im Gegenteil auch den ästetischen Zauber einer Jahreszeit offenbart.

Was sehen wir weiter in dieser Ausstellung?

Eifrig hat Franz Gass unsere nähere und weitere Umgebung durchstreift und erforscht. Gglosheim, Oßweil, Beihingen, Besigheim sowohl als auch das Enztal und die Schwäbische Alp haben bei ihm Eindrücke hinterlassen, die er wie ein Chronist wieder gibt ohne dabei zu vergessen, das ihnen jeweils Spezifische zu belassen. so sehen wir in ihnen das Erdhafte, breihingelagerte, Fruchtbare der Obstbaumwiesen, die Hügel, Wälder und Weinberge mit den dazwischen liegenden Dörfern, ihre niedrigen Kirchtürme und ineinander verschachtelten roten Dächer.

Ganz anders wiederum das Blatt, welches wir auf der Innenseite der Einladungskarte gedruckt finden und das gleich vorne am Eingang hängt eine Straßenszene aus Bamberg, flott hingeschrieben auf dem ockerbraunen Ton des Papiers, der als farbiger Grund belassen bleibt. Einige Farbtupfer darauf ergeben Fenster auf Wänden, einen Durchgang, hinter dem eine Straße ersichtbar wird. Sparsame Pinselstriche formieren sich zu Menschen, die das Ganze beleben und ein buntes, beinahe südländisch anmutendes Treiben deutlich werden lassen.

Während früherer Bilder teilweise etwas Schweres und Ernsthaftes haben, werden die Arbeiten der letzten Jahre immer freier, aufgelöster, lockerer und leichter. Es ist, als habe Franz Gass jetzt eine neue konsequentere Art gefunden, Wesentliches auszusagen und dabei immer mehr weniger Wichtigers wegzulassen. Zeichnen sei die Kunst, wegzulassen, hat mal jemand gesagt. Wir finden diesen Satz auch bei den farbigen Arbeiten dieser Ausstellung bestätigt.

Als ein interessantes Beispiel sehe ich in diesem Zusammenhang auch die Aquarelle aus dem Hamburger Hafen an, entstanden in der Mitte der 70er Jahre. Quirlendes, im wahrsten Sinne farbiges Leben über allen eine Atmosphäre von einhüllendem Dunst in mannigfaltigen Tönen lassen die Faszination dieses Welthafens - dieses Tores zur Welt, wie man ihn gerne bezeichnet - entstehen.

Ganz still dagegen schließlich seine Blumenbilder. Nicht still allerdings im Sinne bray abgemalter rein äußerlicher Wiedergabe. Auch sie zeigen strake Reduzierung, oft umschreibt nur noch ein kräftiger Pinselzug das Spezifische der Form - z.B. bei einer Tulpe - und wird so zur gewissermaßen kalligraphischen Form der jeweiligen Blumengattung, ohne jedoch das Subjektive des Arrangements wegzulassen udn so dem Verzicht auf das Lebendige zu leisten. Dem Betrachter bleibt es immer überlassen, seinen Bezug herzustellen.

Meine Damen und Herren, kommen wir zum Schluß. Und da meine ich, es ist wohltuend, einmal Bilder einer Ausstellung zu sehen, die nicht mit fanfarenhaftem Getöse in unserem heutigen Kunstbetrieb auf sich aufmerksam machen sollen. Bilder, die schlicht sind und ehrlich, ohne langweilig zu werden. Bilder, die still sind und Tiefgang haben. Denn es tut gut, diese Stille. Bilder, die  mit und aus dem Herzen gemalt sind, die Freude am Leben, an den immer noch vorhandenen Köstlichkeiten der Natur - man muß sie nur zu finden wissen - und auch Freude am Menschen, der damit umgehen kann, signalisieren. Urteilen Sie also selbst: sind es Bilder eines Mannes, der resigniert hat oder sind es die Bilder eines 80 jährigen, der jung geblieben ist? Wobei der Begriff “Jung-Sein” ja keinen Verdienst bedeutet, sondern vielmehr ein engagiertes Offen-Sein beinhaltet und dadurch unabhängig von der jeweiligen Zahl der Lebensjahre ist.

Wir wünschen Franz Gass nun viele weitere Jahre dieses Jung-Seins und vitalen Schaffens, ihm und damit auch uns zur Freude.

 

Der Kornwestheimer Maler und Kunsterzieher Rasso Rothacker sprach zur Eröffnung der Ausstellung im Namen des Kunstvereins,und gab eine ausführliche Darstellung des Lebensweges von Franz Gass und beleuchtete auch die künstlerische Entwicklung, die insbesondere in den Jahren nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges stattfanden.